Die Geschichte der Gemeinde beginnt mit dem Heilbronner Bäcker Wilhelm Burger (1820-81). Er las im Alter von 18 Jahren „Die ewige Ruhe der Heiligen“ von Richard Baxter und wurde „ernstlich um sein Seelenheil bekümmert“. Bald darauf begab er sich auf eine sechsjährige Wanderschaft durch die Schweiz und Frankreich. Im Jahr 1844 ließ er sich in der Kinzig bei Kehl taufen. Als er 1846 nach Heilbronn zurückkehrte, eröffnete er eine Bäckerei am Kieselmarkt 3. Er genoss einen guten Ruf, weigerte sich aber, sonntags zu backen und Gasthöfe zu zu beliefern. Ein Boykott durch die Gasthofbesitzer bescherte ihm umso mehr Zulauf und den Spitznamen „Vaterunserbäck“.
Wilhelm Burger heirate Caroline Friedrich aus pietistischem Kreis und führte ihre Schwester Mathilde zum Glauben. Ihre Taufe am 26. Mai 1847 durch den Stuttgarter Prediger Christian Körner gilt als Gründungsdatum der Gemeinde. Burger wurde 1854 durch Christian Körner ordiniert und leitete die Gemeinde bis zu seinem Tod im Jahr 1881.
In den 1850er Jahren wurden u.a. die Stationen Massenbach, Biberach und Mosbach gegründet. Als Johann Gerhard Oncken die Gemeinde 1863 besuchte, wurde beschlossen, dass Heilbronn mit den Stationen Unter- und Obereisesheim, Neckargartach, Massenbach, Unterheinriet, Horkheim und Gruppenbach sowie Wildbad, Durlach, Unteröhwisheim und Ubstadt eine selbständige Gemeinde bildet. Möckmühl wurde ebenfalls selbständig mit Stationen in Mosbach, Schwäbisch Hall, Waldenburg und Michelbach.
Gemeinde Heilbronn 1888
Eine besonders segensreiche Zeit war die Dienstzeit von Johann Christian Friz, der von 1888-1898 Prediger der Gemeinde war. Er besuchte die Stationen zu Fuß und hielt dort alle 14 Tage Versammlungen ab, auch im 30 km entfernten Möckmühl. In Unterheinriet gab es eine regelrechte Erweckung in der Sonntagsschule, die zeitweise von 70-90 Kindern besucht wurde.
Eine große Zäsur im Leben der Gemeinde war die Zerstörung Heilbronns am 4. Dezember 1944. Der damalige Prediger Erich Bambey verlor dabei seine Ehefrau und fünf Kinder. Das Gemeindeleben kam zum Erliegen. 1950 kam Friedbert Neese nach Heilbronn. Die Gemeinde richtete sich ein Trümmergrundstück in der Goethestr. 22 her und weihte dort 1951 eine neue Kapelle ein. Die Gemeinde wuchs schnell durch erfolgreiche Evangelisationen und den Zuzug von Vertriebenen. 1956 musste die Kapelle vergrößert werden.
Gemeindehaus Goethestr. 22
1960 gab es Predigtstationen in Amorbach, Beilstein, Biberach, Cleversulzbach, Möckmühl, Neckarburken, Schwäbisch Hall, Unterheinriet und Neuenstein sowie Bibelstunden in der Obermühle und Wohlmutshausen. Die Station Schwäbisch Hall wurde 1972 an Backnang abgegeben. Andere Stationen wurden nach und nach aufgelöst und ihre Mitglieder der Muttergemeinde in Heilbronn zugeschlagen. Da das Gemeindehaus nun aus allen Nähten platzte, kaufte die Gemeinde 1973 ihr heutiges Grundstück in der Schillerstraße 16. Der erste Spatenstich und die Grundsteinlegung erfolgten 1975, die Einweihung 1977.
Gemeindehaus Schillerstraße 2012
In den 70er und 80er Jahren blühte der Ehepaarkreis und der Treffpunkt junger Erwachsener mit 25-35 Personen. Friedhold Platzek taufte in 16 Dienstjahren 151 Menschen. Der Jugendchor Pluspunkt wurde 1995 gegründet. 1996 wurde die Station Mosbach in die Selbständigkeit entlassen. Im selben Jahr wurde Matthias Harsányi zum Pastor berufen. Zu seiner Zeit wurden die Jugendgottesdienste „Denkste“, Alphakurse und neues, modernes Liedgut eingeführt.
2012 wurde Martin Grawert Pastor der Gemeinde. Seit 2013 gibt es unseren kostenlosen Mittagstisch und den Winterspielplatz, initiiert durch die damalige Kinder- und Jugenddiakonin Katharina Bremer. 2014 wurde die Gemeinde Mitglied der ACK Heilbronn und der Stadtteilökumene Nordost. Das Foyer des Gemeindehauses wurde 2014 umgebaut. Die neue Transparenz und Offenheit nach außen soll die Haltung der Gemeinde ausdrücken – so wollen wir auch sein! Wir verstehen uns aktuell als Mitmachgemeinde und teilen unser Haus gerne mit dem Blauen Kreuz, einer International Baptist Church, einer italienischen Gemeinde und anderen Gruppen.
Die Prediger / Pastoren der Gemeinde
1847-1860 Christian Körner
um 1860 Wilhelm Schuff
1857-1866 Christian Herrmann
1866-1869 A. Kreuzberger
1869-1872 Conrad Link
1873-1882 Johann Schick
1882-1884 Ludwig Helmetag
1885 H. Becker
1889-1898 Johann Christian Friz
1900 B. Fisch
1901-1909 Paul Fehlhaber
1910-1913 Otto Marthaler
1917-1923 Jakob Hofmeister
1923-1925 Alfred Hattenhauer
1927-1929 Dr. J. Gampper
1929-1933 Ernst Wisstoff
1937-1948 Erich Bambey
1950-1956 Friedbert Neese
1956-1962 Karl-Heinz Horst
1963-1971 Paul Peschen
1972-1979 Rolf Morét
1979-1995 Friedhold Platzek
1996-2009 Matthias Harsányi
seit 2012 Martin Grawert